Wie beschreibt man einen Tierheimsalltag am besten? Dienstag, der 17.10.2023, ist ein Tag der diesen Alltag am besten beschreibt. Ich ging wieder ins Tierheim vormittags, um zunächst um 10 Uhr mit einen der Hunde zu trainieren. Ich hatte mit Thalia rausgesucht. Die Schäferhündin, welche schon einmal vermittelt war, jedoch leider wieder zu uns kam. Sie ist in gewissen Situationen unsischer, allerdings gut händelbar, wenn man weiß wie. Nachdem ich mit ihr knapp eine Stunde trainiert hatte, war noch Zwinger putzen auf der Liste. Aktuell sind es, um die 12 Zwinger, welche gereinigt werden müssen. Ich ging nach hinten und als erstes zum Zwinger, indem bis vor kurzen Jada noch drin saß. Eine ältere Rottweiler-Husky-Hündin. Sie hat es geschafft! Sie hat ein Zuhause mit einem warmen Körbchen und Leuten, die sie lieben. Ich musste Schmunzeln und war glücklich für Jada.
In ihrem Zwinger saßen jedoch schon wieder Hunde, welche wir aufgrund der Größe des Zwingers dorthin umgesetzt hatten. Ich ging die Reihe entlang von unseren Tierheimshunden. Manche bellen mich an und manche stehen freudig vor dem Gitter. Gespannt, ob diese komische Tante mal wieder gute Leckerlis mit hat. Wie immer habe ich jedem Hund ein Leckerli gegeben. Okay vielleicht auch nicht eins… Wir fingen an mit dem Putzen der Zwinger, dies dauert ungefähr 2 Stunden. Wir holen neue Decken für unsere Schützlinge, stellen noch die ein oder andere Waschmaschine und Trockner an und Raubtierfütterung wird natürlich auch gemacht.
Ich kam zu einem weiteren Zwinger der leer war. Jedoch musste ich hier schlucken. Cayenne musste am Montag leider eingeschläfert werden. Er hat es nicht geschafft! Jedoch hatte er das Glück, dass ein Ehrenamtlicher ihn auf seiner letzten Reise begleitet hat. Ich widme diesen Beitrag ihm. Einem Hund, der im Tierheim übersehen wurde, weil er aggressiv ist und eben nicht der niedliche süße Hund ist, sondern ein kleiner Psychopath. Cayenne hatte sich über die Monate hinweg selbst aufgegeben. Er starb nicht in den Armen von einem Frauchen oder Herrchen. Cayenne hat keinen Abschiedskuss bekommen und nur wenige haben ihm eine Träne hinterhergeweint. Für ihn war der Tierheimsstress zu viel: Das Laute und Unruhige, das Nicht-Ankommen, das Alleinsein und besonders das Vergessen und Übersehen werden….
Ich frage mich oft, was unsere Hunde im Tierheim denken: Dass sie nicht geliebt werden? Was hat Cayenne in seinem letzten Moment gedacht? Diesen Beitrag verfasse ich mit Tränen in den Augen, denn Cayenne ist nur ein Beispiel von so vielen Hunden im Tierheim, an denen schnell vorbeigegangen wird. Sie sind keine einfachen Hunde und nicht zum Kuscheln geeignet. Sie wollen ernst genommen werden und Hund sein! Sie bedeuten Arbeit und auch Akzeptanz, dass der Hund vor mir eben so ist, wie er ist.
Ungefähr 80.000 Hunde sitzen in knapp 500 Tierheimen hier in Deutschland und die Zahl steigt. Unzählige stehen auf der Warteliste, da ein Aufnahmestopp in vielen Tierheimen verhängt wurde. Unsere Zwinger sind immer voll und leider oft mit den gleichen Hunden. Zieht einer aus, rücken meistens fast 2 Hunde nach… Auch von unseren Schützlingen in Kindsbach sitzen einige schon seit Jahren dort hinten und sie werden dort genauso wie Cayenne wahrscheinlich auch sterben. Während viele Ehrenamtliche alles geben, um den Hunden ein „normales Leben“ zu bieten: Säuberung der Zwinger, Fütterung und eine kurze Streicheleinheit. Trotzdem ist es nicht genug und auch wir geraten an unsere Grenzen. Für mich war diese Grenze am Dienstag: Zwischen Glück und Leid liegt im Tierheim nicht viel, nur ein Zwinger!